Wir alle stricken unser Leben jeden Tag ein Stück weiter. Die einen stricken liebevoll und sorgsam; man
merkt, welche Freude es ihnen bereitet, ihr „Lebenswerk“ zu gestalten. Die anderen stricken mühevoll und
ungern. Man merkt, welche Kraft und Mühe es sie kostet, ihren Lebensfaden jeden Tag neu aufzunehmen.
Manche wählen ein kompliziertes Muster, andere ein ganz schlichtes. Bei den einen ist es ein buntes
Maschenwerk, bei den anderen ist es ein Stück in tristen Farben. Nicht immer können wir die Farbe selber
wählen, und auch die Qualität der Wolle wechselt: mal weiß und flauschig weich, mal grau und kratzig.
Und öfter als einem lieb ist lässt man eine Masche fallen, oder sie fallen ohne unser Zutun, und zurück
bleiben Löcher und ein unvollständiges Muster. Manchmal reißt der Faden und es hilft nur ein Knoten.
Wenn wir unser Leben betrachten, wissen wir genau, welche Stellen das sind. Und oft geschieht es, dass
einer sein Strickzeug in die Ecke wirft.
Es bleibt uns verborgen, wie viel Lebensfaden wir noch zu verstricken haben. Aber wir haben die Nadeln
in der Hand, können das Muster wechseln, die Technik und das Werkzeug. Nur aufribbeln können wir
nichts, auch nicht ein kleines, winziges Stück.
Aber wie es auch geworden sein mag, das Strickwerk unseres Lebens, in Gottes Augen ist es einmalig und
kostbar. Unter seinem liebevollen Blick lösen sich Knoten und Verdrehungen, wird Fehlendes ergänzt, und
Laufmaschen verwandeln sich in Muster. Mit sicherer Hand fügt er unser Strickzeug ein in das Ganze
seines großen, wunderbaren Schöpfungsmusters.
Mit dieser Anfangsmeditation eröffnete unsere Gemeindereferentin unseren Gedenkgottesdienst und begrüßte alle Angehörigen, Mitarbeiterinnen und Bewohner.
"Verstorben bedeutet nicht, vergessen zu sein." Für jeden in den vergangenen zwölf Monaten verstorbenen Mieter und Bewohner wurde im Gottesdienst eine Kerze entzündet und man gedachte ihrer.
Im Anschluss an den feierlichen Gottesdienst durch Gemeindereferentin Christine Weingärtner und Pfarrerin Gisela Bruckmann luden die Verantwortlichen unseres Hauses die Angehörigen zu einem kleinen Imbiss ein. "Wir konnten mit diesem Gottesdienst noch einmal Abschied nehmen und den Lebensfaden unserer Mutter feierlich beenden, danke für diese Einladung" so eine Angehörige.
Ein herzliches "Danke" an alle, die zum Gelingen des Gedenkgottesdienstes und des Zusammenseins beigetragen haben.